Chronik 2022
Chronik 2022 der Pfarreien im Pastoralen Raum Main-Taunus-Ost
Das Jahr 2022 war ein außergewöhnliches Jahr. Sowohl für die weltweiten Ereignisse lässt sich das sagen als auch für die Geschichte unseres Pastoralen Raumes.
Der im Februar begonnene Angriffskrieg Russlands in der Ukraine erschüttert die Welt. Die Auswirkungen sind überall zu spüren. Und obwohl wir nicht als Kriegspartei gelten, sind wir dennoch auch hierzulande mitbetroffen. Nicht nur die bis in unsere Wohnzimmer kommenden Berichte in den Medien sind besorgniserregend. Die Anzahl der Kriegsflüchtlinge muss bewältigt werden und die Rohstoff- und Energiekosten treiben die Preise überall in die Höhe. Wir müssen deshalb auch in unseren Pfarreien darauf achten, dass wir die finanziellen Ausgaben im Rahmen halten und dennoch unser Gemeindeleben nicht zu sehr davon beeinträchtigt wird. Eine Konsequenz sind dennoch jetzt im Winter herunter gedrehte Heizungen in unseren Gemeinderäumen und Büros und unbeheizte Kirchen. Der Krieg mit seinen Folgen, die weltweite Klimakrise und andere Konflikte sind zu Dauerthemen geworden. Sie sind deshalb natürlich auch Inhalt unserer Gebete in den Gottesdiensten. Angesichts dessen muss festgestellt werden, dass wir uns mit der immer noch andauernden Corona-Pandemie bereits arrangiert haben. Handdesinfektion und Mundschutz gehören einfach überall dazu.
Vor diesem Hintergrund findet auch das Leben in unseren Pfarreien und Gemeinden statt. Das vorherrschende, außergewöhnliche Projekt war die Vorbereitung der Vereinigung unserer vier Pfarreien zu einer einzigen großen Pfarrei. Am 1. Januar 2023 wird es soweit sein. Die Gründungsurkunde unseres Limburger Bischofs Dr. Georg Bätzing dazu liegt uns schon seit Ende Oktober vor. Zum Zweck der Wahl eines künftigen Verwaltungsrats der neuen Pfarrei hat sich der bisherige Pastoralausschuss Anfang November als neuer Pfarrgemeinderat bereits vorab konstituiert. Alter und neuer Vorsitzender ist Herr Dr. Frank Wiesemann aus Neuenhain. Der ab dem 1. Januar amtierende Verwaltungsrat, der sich aus Mitgliedern fast aller unserer Gemeinden zusammensetzt, wird von mir als Pfarrer geleitet. Es kann also losgehen.
Bis dahin war es ein ganz schönes Stück Arbeit. Es ist gelungen durch das große Engagement sehr vieler Menschen aus allen unseren Gemeinden. Begonnen haben wir schon Mitte des Jahres 2021 mit einer Auftaktveranstaltung. In mehr als zehn Projektgruppen wurde seither besprochen und vorbereitet, wie es künftig funktionieren soll. In der Natur der Sache liegend waren es intensive und zum Teil auch kontroverse, wenn nicht sogar konfliktreiche Diskussionen. Mit dem Ergebnis können wir dennoch gut leben. Gemeinsam wurde eine Gründungsvereinbarung formuliert und von allen Vorsitzenden unserer Gremien unterschrieben. Diese Gründungsvereinbarung war nicht nur Voraussetzung für den Bischof, die Vereinigung vorzunehmen. Sie ist auch wie eine Startaufstellung für die neue Pfarrei zu sehen und Grundlage für ein Pastoralkonzept der neuen Pfarrei mit ihren sieben Gemeinden, das nach und nach zu erarbeiten sein wird.
Jetzt schon steht der Name der neuen Pfarrei fest, der in einem öffentlichen Prozess erarbeitet wurde: Heilig Geist am Taunus. Pfarrkirche wird St. Katharina in Bad Soden sein. Alle anderen Kirchen bleiben in den Gemeinden erhalten und werden Filialkirchen der neuen Pfarrei. Das zentrale Pfarrbüro und der Dienstsitz der neuen Pfarrei ist in Schwalbach. Es ist so ausgestattet, dass wir immer gut zu erreichen sein werden. Wert gelegt haben wir aber auch darauf, dass die Büros in den einzelnen Gemeinden als Kontaktstellen erhalten bleiben. Und es bleibt auch vieles weitere erhalten, wie es bisher schon war. Wir wissen, dass das Leben auch einer Großpfarrei hauptsächlich in deren Gemeinden stattfindet, da eben, wo Menschen zusammen leben, arbeiten, beten und auch feiern. Es wird künftig ein Miteinander von Pfarrei und Gemeinden geben.
Anfang Dezember wurde allen Beteiligten am „Projekt Pfarreiwerdung“ ausdrücklich gedankt. Ein Abend mit Kurz-Konzert der Jungen Kantorei in Bad Soden und anschließendem Empfang gab noch einmal die Möglichkeit des Rückblicks auf das Geleistete und Ausblick auf das Kommende.
Das Leben unserer Pfarreien kreiste übers Jahr aber nicht nur um die Pfarreiwerdung. Ganz vieles ist wieder geschehen, was man als normales Gemeindeleben bezeichnen könnte. Die Sorge um die Kleinsten in unseren Kindertagesstätten und ihre Familien, der Religionsunterricht in den Schulen, die Kinder- und Jugendarbeit, Erstkommunion und Firmung, Musikgruppen und Chöre, Erwachsenenbildung und Seniorenkreise, die caritative Sorge um Benachteiligte und Hilfsbedürftige, vieles auch im oekumenischen Miteinander mit den protestantischen Christen. Die nachlassende Corona-Pandemie hat auch die großen Gottesdienste zu den einzelnen Feiertagen und die Feste wieder ermöglicht. Und natürlich wurde das alles planvoll vom Pastoralausschuss, den Pfarrgemeinderäten mit ihren Ausschüssen und von den Verwaltungsräten und weiteren Gremien und Gruppierungen ermöglicht.
Unterstützt haben es diejenigen, die extra dazu bestellt und angestellt sind. Vorweg nenne ich die Pfarrsekretärinnen. Sie haben neben ihrer üblichen Arbeit außerdem noch intensiv miteinander überlegt und vorbereitet, wie es möglichst reibungslos in der neuen Pfarrei funktionieren kann. Es sind dabei nicht wenige Überstunden geleistet worden. Die Küster, die Hausmeister, das Reinigungspersonal, die Organisten, Chorleiter und natürlich auch die vielen Erzieherinnen und Erzieher in unseren Kindertagesstätten sind haupt-, neben oder auch ehrenamtlich aktiv in vielfältigen Zusammenhängen. Allen gilt ein herzlicher Dank für die Mitarbeit!
In den Dank schließe ich auch meine Kolleginnen und Kollegen im Pastoralteam mit ein. Ich bin zufrieden und freue mich über die gute Zusammenarbeit mit den Gemeindereferentinnen, dem Diakon und den Kooperatoren. Unterschiedliche Fähigkeiten und Ideen und eine hohe Kompetenz bei allen haben es mir leicht gemacht, mit allen voller Vertrauen und mit Erfolg zusammen zu arbeiten. Wir hatten dabei neben der Pfarreiwerdung auch immer das Thema Kirchenentwicklung als Daueraufgabe im Blick. Nach meinem Eindruck ist vieles, was beim Synodalen Weg der Deutschen Kirche noch überlegt wird, bei uns bereits Wirklichkeit geworden und die Gemeindemitglieder erleben es als Selbstverständlichkeit.
Am Jahresende sind einige Namen eigens zu erinnern. Pfr. Hilary Ubah hat nach seiner abgeschlossenen Promotion den Dienst bei uns und auch im Bistum Limburg Ende September beendet. Einige seiner Aufgaben hat Pfr. Dieudonné Katunda übernommen, der dafür nun bei uns als Kooperator vollbeschäftigt ist. Hinzu gekommen ist als Subsidiar Pfarrer Paul Biya Ndi aus Kamerun. Er lebt und promoviert in Frankfurt / St. Georgen und kommt an Sonn- und Feiertagen, um mit uns Gottesdienste zu feiern. Im Herbst hat das Bistum für uns als neue Mitarbeiter zwei Kita-Koordinatoren eingestellt. Es sind Frau Livia Katzenbach und Herr Christian Telschow. Sie sind beauftragt, die Verwaltungsräte als Arbeitgeber in den Kindertagesstätten zu vertreten. Neu eingestellt hat der Bezirkscaritasverband für uns Herrn Michael Eberhardt. Er wird – quasi als „Sozialreferent“ oder „Projektreferent“ im Pastoralteam – ab dem Beginn des neuen Jahres ein neues Sozialraumprojekt in Eschborn aufbauen. Das Projekt wurde vom Pastoralausschuss beschlossen. Es verfolgt nicht nur den Zweck, an einer sozial interessanten Stelle unseres Pastoralen Raumes zu arbeiten, sondern auch uns selbst sensibler für diese sozialen Themen zu machen. Das Bistum befürwortet und finanziert solche Stellen, die das Pastoralteam, zu dem der neue Mitarbeiter gehört, zu einem Multiprofessionellen Pastoralteam macht. Zur Zeit ist auch die Stelle eines Verwaltungsleiters ausgeschrieben. Dieser wird dem Verwaltungsrat und mir als Pfarrer zuarbeiten und uns dadurch in Zusammenarbeit mit den Pfarrsekretärinnen um vieles entlasten.
Traurige Chronistenpflicht ist der Nachruf auf Sr. Gabrielis Kopmann. Nach langer schwerer Krankheit verstarb sie am 23. Oktober. Sie war lange Zeit Leiterin des Alten- und Pflegeheims St. Elisabeth in der Königsteiner Straße in Bad Soden. Dort wohnte sie auch bis zu ihrem Wegzug wenige Tage vor ihrem Tod.
Schwester Gabrielis war nicht nur in ihrem Haus eine Institution. Zur Pfarrei in Bad Soden hielt sie gute Kontakte. Bis zuletzt war sie dort Mitglied im Pfarrgemeinderat, im Ortsausschuss und im Pastoralausschuss des Pastoralen Raumes Main-Taunus-Ost.
Mit ihrer tatkräftigen Unterstützung führte sie in Kooperation mit der Caritas der Pfarrei das Projekt Essen auf Rädern durch und den Offenen Mittagstisch für Senioren und Seniorinnen aus der Stadt in St. Elisabeth.
Die Pfarrei St. Marien und St. Katharina in Bad Soden und auch die Stadt Bad Soden sind ihr zu großem Dank verpflichtet. Wir werden sie in ehrendem Andenken behalten.
Außer Sr. Gabrielis betrauern wir mit deren Angehörigen 160 Verstorbene in unseren Gemeinden im Jahr 2022. In Jahresgedächtnismessen jeden Monat und im Besonderen am Anfang des November beteten wir für sie in unseren Gottesdiensten und segneten hernach ihre Gräber auf unseren Friedhöfen. Im Pastoralen Raum haben wir zum Ende des Jahres etwas mehr als 15.000 Gemeindemitglieder. Etwa 3.000 davon kommen aus 50 verschiedenen Nationen und sprechen eine andere Muttersprache. Die Gemeindemitgliederzahl ist leider nach wie vor rückläufig, auch wegen der erschreckend hohen Kirchenaustrittszahlen. Haupt-, neben- und ehrenamtlich engagieren sich ca. 800 in unseren Gemeinden und arbeiten mit. Allein in den sieben Kindertagesstätten sind es 150 Erzieherinnen und Erzieher, die sich um 700 Kinder kümmern. In unseren Gremien hatten wir 100 Mandatsträgerinnen und –träger, die mitgeplant, beschlossen und ausgeführt haben. (Eine ausführliche Statistik zu den weiteren Zahlen findet sich im Anhang an diese Chronik.)
Der Bischof löst zum Jahreswechsel nun die bisherigen vier Pfarreien im Pastoralen Raum auf und gründet aus ihnen die neue Pfarrei Heilig Geist am Taunus. Das ist ein Umbruch, mit dem auch Abschied und Neubeginn verbunden sind. In der Tat wird einiges nicht mehr sein. Abschied bedeutet auch, dass Trauerarbeit geleistet werden muss. Vieles aber wird bleiben und in der neuen Pfarrei mit ihren sieben Gemeinden fortbestehen.
Ein ausdrücklicher Dank gilt denen, die in unseren Gremien, deren Amtszeit am 31. Dezember auch endet, mitgearbeitet haben: den vier Pfarrgemeinderäten und ihren einzelnen Ausschüssen und den vier Verwaltungsräten. Es ist verständlich, wenn einige der Mitglieder nun ausscheiden, denn es war eine arbeitsreiche Zeit. Andere wiederum möchten in der neuen Pfarrei Bewährtes weiterführen und Neues ausprobieren. Ein besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang auch unseren ehrenamtlichen Kita-Beauftragten. Hier ist vor allem Frau Rita Kissing aus Bad Soden zu nennen, die sich gleich um zwei Kindertagesstätten gekümmert hat und dabei in ihrem Ehrenamt über die Maßen engagiert war. Solches Engagement wird künftig durch unsere neuen Kita-Koordinatoren erleichtert.
Ausdrücklich genannt und bedankt sei Herr Dr. Michael Molter, der viele Jahre in Schwalbach aktiv war; zunächst im Pfarrgemeinderat und zuletzt als Vorsitzender des Verwaltungsrates. Jetzt hat er gerade noch vor seinem Wegzug aus Schwalbach den Umbau des alten Schwalbacher Pfarrhauses zum neuen Zentralen Pfarrbüro betreut und gleichzeitig viel Zeit und Kraft darauf verwendet, damit im neuen Jahr der Abriss und Neubau der Kindertagesstätte St. Pankratius beginnen kann. Ohne ihn und seine außerordentlichen organisatorischen Fähigkeiten wäre der Zeitplan kaum einzuhalten gewesen.
Wir legen am Jahresende unsere bisherigen vier Pfarreien St. Marien und St. Katharina in Bad Soden, Christ-König in Eschborn, St. Nikolaus in Niederhöchstadt und St. Pankratius in Schwalbach und den Pastoralen Raum Main-Taunus-Ost in Gottes Hände und bitten um seinen Segen. Er möge heilen, was uns nicht gelungen ist und uns ermuntern, stärken und beschützen, wo wir erfolgreich waren und sind.
Eine neue Pfarrei beginnt am 1. Januar 2023: Heilig Geist am Taunus. Mitte Januar werden wir das mit Bischof Dr. Georg Bätzing, den Gemeindemitgliedern, unseren Freunden und Gästen in Bad Soden feiern.
Die Chronik der Pfarreien im Pastoralen Raum Main-Taunus-Ost schließt hier, genauso wie auch alle anderen Pfarreibücher zum Jahresende geschlossen und ins Archiv verbracht werden. In der neuen Pfarrei werden neue Bücher aufgeschlagen, um festzuhalten, was wir der Nachwelt berichten können von unseren Gemeinden in Altenhain, Bad Soden, Eschborn, Neuenhain, Niederhöchstadt, Schwalbach und Sulzbach als Pfarrei und Kirche Gottes in Jesus Christus durch den Heiligen Geist.
Main-Taunus-Ost, am 31. Dezember 2022
Alexander Brückmann
Pfr. Alexander Brückmann